1.Korinther 16,9
…denn eine Tür hat sich mir aufgetan, weit und vielversprechend; und es gibt viele Widersacher.
Liebe Freunde,
der Apostel Paulus entschied sich, in Ephesus zu bleiben, denn er sah seinen wirksamen Dienst. Menschen kamen zum Glauben und wurden befreit und geheilt. Er entschied sich zu bleiben, obwohl seine Gegner einen gegen ihn gerichteten hasserfüllten und aggressiven Aufruhr starteten, der die ganze Stadt erfasste.
Wir haben in den letzten Wochen erlebt, dass sich eine Tür ganz schnell schließen kann und die Kinder und Jugendlichen nicht mehr erreicht werden können. Eine Welle der Gewalt und Brutalität überwältigte die Townships durch sich rivalisierende (Drogen-) Banden, es herrschten Bürgerkriegsähnliche Zustände und die Menschen blieben in ihren Hütten, waren aber auch dort nicht sicher vor der Willkür der Gangster. Einer unserer Jugendlichen wurde in seiner Hütte erschossen, als er auf dem Bett saß und seine Bibel las. In aller Trauer glauben wir, dass er jetzt das sehen darf, was er geglaubt hat und beim Herrn ist.
Aber Gott sei Dank steht die Tür jetzt wieder weit auf. Die Menschen in den Townships bitten uns zurückzukommen und sagen: Wenn ihr Straßengodis macht, ist es hier bei uns ruhiger und friedlicher. Wir gehen wieder in die Townships, weil wir sehen, dass wir durch Gottes Gnade einen effektiven Dienst tun dürfen. Kinder und Jugendliche kommen zum Glauben und werden gestärkt und ermutigt. Die Kriminellen und seit dem Krieg im Nahen Osten auch die Anhänger anderer Religionen sind unsere“ Widersacher“, die uns zwar erschrecken und oft fassungslos machen, aber nicht aufhalten können, weiterzumachen. Wir erleben aber auch Gottes besonderen Schutz und seine Macht und Kraft: Eine Schulleiterin im Township Philippi schrieb mir vor einigen Tagen: „Könnt ihr Euch bitte von einer Eskorte von Polizisten begleiten lassen, wenn ihr uns besucht? Sonst schicke ich drei meiner Lehrer, um Euch an der ersten Ampel abzufangen und hierher zu begleiten.“
Meine Mitarbeiter in Lavender Hill denken gerade daran, einen Sicherheitsdienst anzuheuern, der die Kinder begleiten soll, wenn sie zu uns zum Godi kommen.
Im Township Parkwood hörten wir am Dienstag Schüsse. Wir fingen auf dem Spielplatz mit dem Gottesdienst an und plötzlich kamen sieben hochmoderne Polizeiautos angefahren mit schwerbewaffneten Beamten und stellten sich auf die andere Straßenseite. Sie passten auf uns auf. Während des Straßengodis warfen dann noch Leute Geld in die Schar der Kinder, um zu stören.
In Pietermaritzburg hat Kylie im Township Site 11 ganz besonders mit Menschen zu tun, die Hexerei und Zauberei betreiben. Sie stören die Veranstaltungen und versuchen die Kinder einzuschüchtern. Bitte betet für uns um Schutz und Bewahrung, um das Eingreifen Gottes hier in Südafrika, ganz besonders auch im Hinblick auf die Wahlen am 29.Mai. Martina schrieb dazu noch privat an den Verein: „Gerade in den Zeiten vor den Wahlen ist die Stimmung immer sehr aufgeheizt in den Townships.“
Vor einigen Wochen hatten wir netten Besuch von einigen unserer Vorstandsmitglieder. Gabi Teichmann möchte Euch persönliche Reiseeindrücke weitergeben:
Unsere private Reise vom 2.4.-17.4 nach Südafrika wird uns sechs Reisenden noch lange in Erinnerung bleiben. Es waren so viele schöne und auch bewegende Momente dabei. Südafrika ist ein Land starker Gegensätze zwischen arm und reich, das wurde uns bereits in Capetown, unserem ersten Reiseziel deutlich. Einerseits hochmoderne, schicke und stylische Architektur, die eine fortschrittliche und reiche Stadt präsentierte, andererseits aber bittere Armut, aus Plastikplanen errichtete Zelte direkt an der Hauptstraße und aggressives Betteln an den Ampeln mitten in der Stadt. Manchmal war das Betteln auch etwas kreativer, zum Beispiel durch zwei Trompetenspieler, die während der Wartezeit an der Ampel ein schnelles Trompetenstück zum Besten gaben.
Was mich persönlich sehr bewegt hat, war zunächst ein riesiger Friedhof, an dem ich mit Martina vorbeifuhr, als sie uns vom Flughafen abholte und sie sagte: „den gibt es erst seit Corona“ (es waren lauter Holzkreuze auf einer riesigen Fläche zu sehen). Was uns alle aber natürlich besonders betroffen gemacht hat, war von den Bandenkriegen und Schüssen zu hören, die zu dieser Zeit leider auch in Lavender Hill stattgefunden haben. Die Lage war so gefährlich, dass wir dieses Township nicht besuchen konnten und Martina in dieser Zeit natürlich auch zum Schutz ihrer Mitarbeiter und wegen der Gefahr auch für alle Kinder auf der Straße keine Einsätze machen konnte. Wir hatten aber die Möglichkeit, ihre dortigen Mitarbeiter Ricardo und Lucinda und ihre Kinder kennenzulernen, da sie sich Dank Martinas Vermittlung doch mit dem Taxi aus ihrem Township gewagt haben und wir uns in einem Restaurant zum Essen treffen konnten (siehe Foto unten). Das waren sehr schöne Begegnungen und es sind Menschen, die ein großes geistliches Anliegen für ihren Wohnort haben und dabei auch viel riskieren. Sie mieten eine kleine Halle an, damit sie mit Martina dort gemeinsam evangelisieren können und Ricardos Eltern helfen auch mit und kochen in großen Töpfen für die Straßenevangelisationen.
Mitten durch Lavender Hill geht eine unsichtbare Linie, und die Feindschaft auf beiden Seiten gegeneinander ist so schlimm, dass Schüler, die auf der anderen Seite die Schule besuchen mussten (da es nur eine Schule für das gesamte Township dort gibt), ihren Schulbesuch teilweise abbrechen mussten wegen zu viel Bedrohung der dortigen Banden. Martina und Senzo, Lucinda und Ricardo und ihre (Schwieger-)Eltern beten und arbeiten dort für den Frieden, indem sie auch das Evangelium predigen und jedem Essen ausgeben, der dabei ist und es hört. Wir haben sehr viel Respekt für so viel Mut und Visionen, und wollen auch weiterhin mitbeten und mitarbeiten (durch unsere Arbeit hier in Deutschland), dass Gott den Boden in Capetown geistlich „weich“ macht und die Mitarbeiter Früchte ihrer Arbeit sehen dürfen.
Nach einer sehr schönen und interessanten Zeit in Capetown mit Martina (danke nochmal für deine lieben und leckeren Essenseinladungen bei dir zuhause) sind wir dann mit Sabine weiter nach Osten gereist. Sabine hat uns stets souverän an die tollsten Sights gebracht und immer noch einen Geheimtipp gewusst, z.B. wo es spät abends noch ein gutes Restaurant gibt, wo man tolle Fotos macht, was man besser nicht macht und wieviel Geld man einem Parkwächter gibt. Wir haben uns Mossel Bay angeschaut und waren in einem sehr schönen Wildpark namens Amakhala Game Reserve. Wir durften dort auch Giraffen, Elefanten (sehr viele und sehr nah), Geparde (etwas weiter weg), Nashörner und mit Glück (das wir weniger hatten) Löwen sehen. Eine sehr besondere Erfahrung.
Unsere letzte Station in Südafrika war Pietermaritzburg, wo alles begonnen hatte, damals 2003 mit Martina und Pastor John. Wir durften ihre alte Gemeinde besuchen und lernten echten afrikanischen Lobpreis mit Zulu Tanz Elementen kennen, es machte sehr viel Spaß und man lobt Gott dort sehr mit Leib und Seele (es gibt Videos…) Aber die Menschen selbst kennenzulernen, besonders die vier aktiven Mitarbeiter für Bambelela ku Jesu dort war eine wunderbare Sache. Es war so schön zu erleben, wie sehr sie sich auch über unseren Besuch gefreut haben, und aber auch mitzuerleben, mit wieviel Leidenschaft und Kompetenz sie ihre Arbeit tun.
Zu sehen, in was für Straßen und Gegenden die Kinder wohnen (Sabine fuhr eine Heimfahrrunde hinter Erin her) machte mir klar, wie notwendig der Fahrdienst ist. Teilweise saßen alkoholisierte Männer an Sandwegen, einer kippte gerade um als wir vorbeifuhren…
Wir durften einen Tag im Kindergarten mit dabei sein und die Freude der Kinder hat uns sehr angesteckt. Auch die Liebe der Mitarbeiter, mit der sie uns und die Kinder und sich gegenseitig behandelt haben. Wir bekamen sogar nach einem stressigen Kindergarten Vormittag noch extra gekühlte Getränke.
Auch an einem Straßengottesdienst in Site 11 teilnehmen zu dürfen, war ein spannendes Erlebnis. Sie hatten extra für uns einen der ungefährlicheren Plätze ausgesucht.
Die Kinder kamen fröhlich angerannt, als die Autos hupend auf den Platz fuhren, und in Windeseile füllte sich der Platz und der Gottesdienst konnte beginnen. Was Ulf und mir auffiel, war ein Teenager Mädchen, das auch eine Mitarbeiterrolle bekam und Bonbons für besonders aufmerksame Kinder verteilte. Sie scheint dort zu wohnen und hatte eine freundliche, würdevolle und sehr positive Ausstrahlung. Wir erfuhren, dass sie als Kind im Bambelela Kindergarten war. Sie zu erleben war ein bisschen wie „Ernten dürfen, was man gesät hat“ (Gute Botschaft…) wobei wir das „Säen“ ja nur indirekt getan haben…die eigentliche Arbeit wurde vor Ort getan. Trotzdem fühlten wir uns wie Teilhaber. Kaylynn und Kylie führten lebendig und locker durch den Gottesdienst, Erin diente als „Wachmann“ (s. Foto unten). Als es am Ende bei der Essensausgabe kurz vor einem Gewitter etwas Gedränge gab, waren wir sehr froh, dass wir ihn hatten. Meine (Gabis) Aufgabe war, dass ich mit Essen ausgeben durfte, d.h. in hohem Tempo in Behältnisse hineinschöpfen neben Kylie, die gleichzeitig souverän die Gesamtsituation im Blick behielt und mir auch noch nebenbei ihre Arbeit dort kommentierte. Sie ist wirklich ein Multitasking Talent. Mir reichte schon das Schöpfen, auch noch parallel dazu reden, wäre mir zu viel gewesen. Vom „Überblick behalten“, ganz zu schweigen.
Es gäbe noch viel, was man schreiben könnte. Im Gottesdienst in PMB durften wir uns ja vorstellen, und auch etwas sagen, und ich sagte, dass die Arbeit, die dort vom Team getan wird wie „Bäume Pflanzen in der Wüste“ ist. So haben wir das gesehen und erlebt und staunen und danken Gott, dass er so etwas durch Martina und ihre Mitarbeiter ermöglicht hat und wir sind sehr glücklich, dass wir es hautnah sehen und „schmecken“ durften. (Lungis Biryani war auch vorzüglich übrigens, schon nachvollziehbar, dass Gedränge herrschte bei der Essens-Ausgabe in Site 11).
Gottes Segen an Euch alle, danke, dass Ihr euch für Bambelela interessiert und es auch unterstützt!
Liebe Grüße, Eure Gabi Teichmann
und aus Südafrika Martina Thiemann